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Freizeit-, bzw. Alltagsgeschichte des Feldes berücksichtigen!


"Für welche Geschichte soll es heute stehen? Welche Visionen und Erinnerungen soll dieser Ort mit seinen vielfältigen Dimensionen fassen?"

Was mich wundert, dass die Geschichte des Feldes hier gleich mit dem Jahr 1923 beginnt. Und auch der hier verlinkte Informationspfad des Tempelhofer Feldes beschäftigt sich nur mit dem Flughafen Tempelhof. Dabei knüpft die heutige Nutzung des Feldes meines Erachtens an die Jahre vor 1923 an. Ein Vergleich zweier Bilder, eines Fotos von einem Sonntagnachmittag aus diesem Jahr 2014, siehe (Vergrößerung siehe Link )

und einer Zeichnung von Hans Baluschek von 1889, "Sonntagnachmittag auf dem Tempelhofer Feld", soll dies verdeutlichen:

So schreibt Meinrad Jedelsky auf seiner Website zur Geschichte des Feldes treffend:

Neben der militärischen Nutzung erlangte das Tempelhofer Feld gleichzeitig auch im Bereich der Freizeitkultur als Ort der Erholung, des Amüsements und der Freizeitgestaltung Bedeutung. Es war ein beliebtes Wochenendziel und Naherholungsgebiet der Berliner und fester Bestandteil ihrer Freizeitgestaltung. Am Wochenende und feiertags, sobald das Militär den Platz räumte, strömten die Berliner zu Tausenden von Berlin nach Tempelhof, um dort ihre Freizeit zu verbringen. Ganze Familien kamen mit Freßkörben, Liegestühlen und Sonnenschirmen hierher, um zu picknicken.

Leider fand ich auch auf dem Feld bislang keinen Hinweis zu diesem Aspekt der Geschichte des Tempelhofer Feldes. Aus oben genannten Gründen fände ich aber einen Hinweis darauf sehr sinnvoll. Vielleicht wäre auch eine weitere Forschung zur Alltagsgeschichte des Feldes anzuregen. Im Musem Tempelhof z.B. findet sich einiges dazu. (Bisher wird fast ausschließlich Ereignisgeschichte auf dem Feld repräsentiert.)


Diskussionen

  • Sportbernd ist dafür
    +6

    Guter Beitrag! ich möchte auch darauf hinweisen, dass alle geschichtlichen Zeitdimensionen zur Erinnerungs- und gedenkkultur gehören sollten. Von den Amerikanern sind ein paar Freizeiteinrichtungen verblieben, die auch heute wieder genutzt werden.

  • Das THF hat eine sehr lange und bewegte Geschichte: die von Sport und Freizeit zum Beispiel: als die Turngemeinde in Berlin schon Ende des 19. Jahrhunderts am Columbiadamm Sport getrieben hat, von 1912 gab es über 32 Spielfelder auf dem Gelände und 1924 wurden die Sportanlage am Ostteil des Feldes angelegt, u.a. mit Fussballfelder inklusive Tribünen für 40.000 Zuschauern. Ganz zu schweigen von Themen wie: Fliegerei, Luftbrücke, Aufmarsch- und Exerzierplatz, US Militärnutzung, Flugschau und Flughafennutzung. Ich denke niemand hat nachvollziehbare Gründe, welche ein bestimmtes Themen weit über all anderen stellt.

    • Gleichzeitig sehe ich die Gefahr, dass das Feld mit Geschichte überfrachtet werden könnte. Ich habe da ein abschreckendes Beispiel aus dem Thüringer Wald (Vesser) vor Augen, wo man fast vor lauter Lehrpfad- und Heimatstolz-Schildern den Wald nicht mehr sieht.

      • Vor allem hat das Tempelhofer Feld eine agrarische Geschichte, mit Schafen und Äckern und in Kriegs- und Nachkriegszeiten "Spontansiedlungen ( = Favelas) samt sorgfältig an angelegte Gemüsegärten drum herum und so sollte über eine auch agrarische Nutzung vermehrt nachgedacht werden.