Der Volksentscheid zum Erhalt des Tempelhofer Feldes im Mai 2014 war auch eine Entscheidung der Menschen für die Erinnerung an die Geschichte der Luftfahrt an diesem weltweit einzigartigen Ort. Das THF-Gesetz schreibt die Erhaltung der Gestalt des ehemaligen Flughafens mit seinen Start- und Landebahnen, Rollwegen (Taxiways), Wiesenflächen sowie dem Terminalgebäude dauerhaft fest. Was liegt da näher, als das alte und gerade an diesem Ort so emotionale Thema "Fliegen" mit neuen Ideen zur Freizeitnutzung des Geländes zu verbinden?

Modellflug ist seit Öffnung des Geländes im Mai 2010 grundsätzlich zulässig, sofern mit der sonstigen Nutzung insb. durch Spaziergänger, Sportler, Fahrradfahrer, Inlineskater und Drachen gefahren- und störungsfrei zu vereinbaren. Dies stellt vor allem aufgrund der enormen Ausmaße des Geländes kein Problem dar. Und wenn´s eines Tages vor allem an den Wochenenden doch mal etwas enger werden sollte, könnte ein kleines Teilgebiet hierfür speziell ausgewiesen werden, wie es jetzt schon z.B. für Fußballer, Griller und Hunde der Fall ist.

Ich schlage die Gründung einer THF-Modellfluginitiative vor. Damit soll nicht nur die Erinnerung an die legendäre Luftfahrtnutzung des Geländes gepflegt werden. Der Anblick ferngesteuerter Modellflugzeuge am Himmel, bei Starts und Landungen sowie am Boden kann vor allem Kinder und Jugendliche für das Fliegen begeistern. Das weiß ich aus eigener Erfahrung als Modellflieger seit meiner Jugend. Das Bauen und Fliegen der Modelle vermittelt einprägsame Erfahrungen und Kenntnisse, aus denen sich attraktive Berufsziele in der "großen Luftfahrt" entwickeln können. Nicht selten werden innovative Technologien, wie z.B. der Einsatz von Carbon oder Elektroantrieben im Segelflug, an Modellen erprobt. Und die Region Berlin-Brandenburg braucht jede Menge engagierten Nachwuchs, sowohl an den wachsenden Flughäfen als auch in der Luft- und Raumfahrtindustrie.

Träger oder Kooperationspartner einer solchen THF-Modellfluginitiative könnte eine Einrichtung der beruflichen Aus- und Weiterbildung sein, idealerweise angesiedelt direkt im Terminalgebäude oder in einem der angrenzenden Stadtteile unter Einbeziehung von Schulen, Jugendclubs, Stadtteilinitiativen (z.B. Quartiersmanagement), Bezirksämtern, Elektronikmärkten (als Anbieter von Modellflugzeugen, Bausätzen sowie Antriebs-, Steuerungs- und Kameratechnik) und Handwerksbetrieben (für Praktika im Holz-, Metall- und Elektrohandwerk).

Ein publikumswirksamer Auftakt wäre die Veranstaltung einer spektakulären Modellflugshow und -ausstellung (eine Art "Mini ILA" ohne militärisches Fluggerät) durch einen einschlägig erfahrenen Modellsportverein aus Berlin oder Brandenburg auf dem Tempelhofer Feld oder auf dem großen Vorfeld der Terminalgebäudes.